Bad Salzuflen
 
         
 
 
   
         
 
 
         
 

Postkarte von 1929 (Sammlung Georg Heil)
 
       
 

Inschriften

Inschriften Pyramide

"Über 300 der/ Unseren ließen ihr/ Leben im Kam=/ pfe für Heimat/ und Herd gegen/
eine Welt von/ Feinden. Ihre/ Gräber sind/ fern, Ihr Geist/ ist uns/ nahe."

"Wer/ im Gedächtnis/ seiner Lieben lebt/ der ist nicht tot/ er ist nur/ fern./ Tot ist nur
wer/ von den Seinen/ vergessen/ ist."*

"Das/ die Nachwelt/ unserer Kriegs=/ not gedenke setz=/ te die Gemeinde/ diesen
Stein./ Den Gefallenen/ zur Ehre/ den Enkeln zur/ Mahn=/ ung."

* Zedlitz, Der Stern von Sevilla, 1829.
Joseph Christian Freiherr von Zedlitz
(1790 - 1862), österreichischer Schriftsteller

Inschriften Sockel

(Relief Lanzenreiter - Jahreszahl 1914)
"Es braust ein Ruf wie Donnerhall" *

(Relief Stahlhelm mit Laubzweig - Jahreszahl 1915)
"Der Gott der Eisen wachsen ließ der wollte keine Knechte" **

(Relief Mutter mit Kindern und Kornähren - Jahreszahl 1916)
"Not wird zum Gebot"

(Relief Sinkendes Schiff - Jahreszahl 1917)
"Not kennt kein Gebot"***

(Relief Fahne mit Laubzweig - Jahreszahl 1918)
"Viel Feind viel Ehr"****

(Relief angeketteter Adler - Jahreszahl 1919)
"...... deutscher Aar"

* Anfangsstrophe der "Wacht am Rhein", 1840 gedichtet, seit 1871 inoffizielle Hymne des
deutschen Kaiserreichs.
** Strophe aus "Vaterlandslied" von Ernst Moritz Arndt, gedichtet 1812 während der Befreiungs-
kriege gegen Napoleon.
*** Römischer Rechtsgrundsatz aus dem ab 529 erstellten Corpus iuris civilis, von Kaiser Justinian.
**** Wahlspruch des Landsknechtsführers Georg von Frundsberg (1473 - 1528).

Beschreibung
Das Denkmal soll nach der Intention der Denkmalsinitiatoren nicht nur ein Kriegerdenkmal darstellen, dass sich auf die Kriegstoten zentriert.
Im Spendenaufruf vom 28. März 1922 (siehe unten) wird ausdrücklich betont, dass das Denkmal "an die überragenden weltgeschichtlichen
Ereignisse der Jahre 1914/19, an die beispiellosen Opfer und Leistungen des deutschen Volkes während der ungeheuerlich
schweren Kriegszeit" erinnern soll. Daher auch die Bezeichnung "Weltkriegszeichen" für das Denkmal. Dieser Denkmalsaussage
dienen besonders die sechs Reliefs und die ihnen beigefügten Texte.
Der an der Denkmalsplanung und Denkmalserrichtung beteiligte Architekt W. Heilig beschreibt die Denkmalsbotschaften
in einem Zeitungsartikel* im November 1922 folgendermaßen:

*Lippischer Allgemeiner Anzeiger, Ausgabe 7.11.1922.

Geschichte*
1921 hatte sich ein "Ausschuß zur Errichtung eines Kriegerdenkmals" konstituiert. Der 24 Mitglieder
umfassende Ausschuss setzte sich folgendermaßen zusammen:
Sparkassendirektor, Stadtverordnete, Stadtbaumeister, Ratsherren, Lehrer, Vorsitzender
des Salzufler Kriegervereins, Salinendirektor, Amtsgerichtsrat, eine Vertreterin der Hoffmanns Stärkefabrik ( Frau Dr. Krecke),
Otto Künne (Hoffmanns Stärkefabrik), Uhrmacher, Gerichtsvollzieher, Leiter der "Ortsgruppe Kriegsgräberfürsorge" und ein Pastor.
Die Treffen des Ausschußes fanden im "Sitzungszimmer" von Hoffmanns Stärkefabrik und im Rathaus statt.
Später nahm der Ausschuß Vereinsform an und nannte sich "Verein zur Errichtung eines Weltkriegszeichens".
Den Vorsitz übernahm der Generaldirektor der Hoffmannschen Stärkefabrik Leberecht Hoffmann. Die Hoffmanns waren
auch aus familiären Gründen an dem Denkmalprojekt interessiert. **

Der Verein beauftragt mit der Denkmalsanfertigung einen Architekten W. Heilig und den Bildhauer
Hermann Kurt Hosaeus (*** 6. Mai 1875 in Eisenach; † 26. April 1958 in Berlin).* Den Werkvertrag mit Heilig
und Hosaeus schloss die Stadtgemeinde Salzuflen. Die Kosten für das Denkmal wurden auf 115.000 Mark berechnet.
Der Denkmalsplatz sollte als "Heldenhain" ausgestaltet werden.

Weiter wurde mit der Stadtverwaltung vereinbart, dass diese:
- Grund und Boden, auf dem das Denkmal stehen sollte, unentgeldlich zur Verfügung stellt.
- neben dem Denkmalgelände 1200 qm Ackerland erwirbt.
- Erdarbeiten, Stützmauer, Stufen, Material aus dem städtischen Steinbruch, Anfuhr des Denkmals vom Bahnhof
unentgelt leistet.

Finanziert wurde das Denkmal durch vom Ausschuß generierte Spenden. Großspender waren
einige "angestellte Herren" von Hoffmanns Stärkefabrik, die Badeverwaltung mit einigen Vereinen und "Auswärtige".
Letzendlich stiegen die Kosten auf 150.000 Mark.

* Quelle: Stadtarchiv Bad Salzuflen "Stadt Bad Salzuflen B Nr. 842".
** Von der Familie Hoffmann sind zwei Familienangehörige im Krieg gestorben, die auf dem Denkmal verzeichnet sind:
1. Leberecht Hoffmann gest. 28.9.1915, ein Sohn von Generaldirektor Leberecht Hoffmann; seinem gesellschaftlichen
Stand entsprechend Husar und 2. Karl Edeling gest. 24.11.1917, ein Enkel von Eduard Hoffmann. Karl Edeling war in Bad Oeynhausen
wohnhaft und nicht in Salzuflen. Er war jedoch nicht nur ein Mitglied der bedeutendsten Salzufler Familie, sondern als
U-Boot Kommandant eine besondere "Zierde" des Salzufler Denkmals.
**Informationen zu H. Hosaeus hier.



Dem Denkmalsentwurf von H. Hosaeus folgend, ist das Denkmal 1922 angefertigt worden. Teile der Arbeiten, die vier
Seiten der Pyramide, führte die Firma "Grünsandsteinwerke GmbH" in Rüthen bei Lippstadt aus. Die drei
Namenstafeln und die sechs Reliefs fertigte der Bildhauer Otto Schulz in Berlin-Schmargendorf, Oeynhauserstr. 2 an.

Die Grundsteinlegung erfolgte am 3. Oktober 1922. Am 27. Oktober 1922 wurden mehrere Bleiplatten eingemauert.
Die Einweihungsfeier fand am 5. November 1922 statt.

 

Artikel Allgemeiner Lippischer Anzeiger vom 6.11.1922

Die Texte der bei der Denkmalseinweihung
gesungenen Lieder

"Wir treten zum Beten
Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten.
Er waltet und haltet ein strenges Gericht.
Er läßt von den Schlechten die Guten nicht knechten;
Sein Name sei gelobt – er vergißt unser nicht.
Herr, laß uns nicht !"
(Adrianus Valerius 1597)
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"Morgenrot, Morgenrot
Morgenrot, Morgenrot,
Leuchtest mir zum frühen Tod?
Bald wird die Trompete blasen,
Dann muß ich mein Leben lassen,
Ich und mancher Kamerad!

Kaum gedacht, kaum gedacht,
Wird der Lust ein End gemacht!
Gestern noch auf stolzen Rossen,
Heute durch die Brust geschossen,
Morgen in das kühle Grab!

Ach wie bald, ach wie bald,
Schwindet Schönheit und Gestalt!
Strahlst du gleich mit deinen Wangen,
Die wie Milch und Purpur prangen,
Ach, die Rosen welken all!

Darum still, darum still
Füg ich mich, wie Gott es will.
Nun, so will ich wacker streiten,
Und sollt ich den Tod erleiden,
Stirbt ein braver Reitersmann! "
(Wilhelm Hauff 1824)
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"Dir möcht ich diese Lieder weihen
Dir möcht ich diese Lieder weihen
Geliebtes deutsches Vaterland
Denn dir, dem neuerstandnen, freien
Ist all mein Sinnen zugewandt

Doch Heldenblut ist dir geflossen
Dir sank der Jugend schönste Zier:
Nach solchen Opfern, heilig großen
Was gälten diese Lieder dir?"
(Ludwig Uhland 1814)


   

Artikel Lippische Rundschau vom 7.11.1922

 

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